Die Burg Neu Scharfeneck

Historie der Burg

Sagenhaft sind die Geschichten um den Ritter Einaug von Scharfeneck, der mit seinem Nachbarn, dem Herren der Ramburg, in ständigem Streite lag und auf Meuchelmord sann!

Auf ewig verrucht soll er auch heute noch durch die verfallenen Ruinen seiner Stammburg streichen, sich dem unachtsamen Wanderer, den die Nacht überascht hat, auf die Schulter hocken und ihn des Wegs jagen.
Die Schauermär vom Einaug füllt Sagenkreise, Liedgut und bildende Kunst.

Den heutigen Burgenfreund können solche alten Erzählungen nicht schrecken.

Er wird sich die viertgrößte Burg der Pfalz erwandern, und er bekommt, nach der Rast auf der Landauer Hütte unweit der Burg gestärkt, einiges zu sehen denn die Burg gehört zuden bedeutendsten im südwestdeutschen Raum.


Trotz ihrer Zerstörung im Dreisigjährigen Krieg kann sie dem Besucher noch einiges bieten, was den Aufstieg allemal lohnt. Die Burganlage über Dernbach ist mit 150m Länge und 60 m Breite eine der ausgedehntesten Höhenburg in Spornlage in der Pfalz.

Ihr interessantestes Bauteil ist eine Schildmauer im Osten. Mit 60m Länge, 20m Höhe und 12m Breite ist sie eine der größten Artillerieschildmauern in Südwestdeutschland. Die Mauermasse wird von Schießscharten durchbrochen, hinter denen Geschütze bis zu einer Gröÿe von Viertelkartausen (12-Pfündern) in Kasematten geschützt standen. Diese für den Geschützkampf ausgebaute Schildmauer entstammt der Spätphase der Burg, sie wurde im 16. Jh. erbaut und 1525 bis 1530 verstärkt. Hinter der Schildmauerfindet der Besucher die Reste der Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden, einer Schmiede und einer Küche sowie den Ruinen eines großzügigen Wohnbaus aus der Renaissance.

Eine gestaffelte Verteidigungsanlage mit Zwinger, äußerer und innerer Ringmauer, Flankierungstürmen und mehrfachen Toranlagen gab den Bewohnern Schutz. Kennzeichnend für Neu-Scharfeneck ist eine dreifache Wasserversorgung: Den Bewohnern stand Brunnenwasser aus einem durch den Felsen geschlagenen Burgbrunnen zur Verfügung, eine Quellwasserleitung war mit dem Laufbrunnen im Burghof verbunden und vier in den Fels geschlagene Zisternen konnten befüllt und als Wasserreserve in Notzeiten genutzt werden. Der Wohnbau war dreistöckig und komplett unterkellert. Er verfügte über einen repräsentativen Rittersaal, über Wohn- und Schlafräume der jeweiligen Burgfamilie auch über Funktionsräume wie eine Küche, eine Schreibstube und die Räume des Burgverwalters. Aborterker an den Außenseiten des Wohnbaus erinnern noch heute an die sanitären Verhältnisse auf der Burg. Tafeln geben dem Besucher Hinweise auf die einzelnen Teile der Burg.

Burgruine Neu Scharfeneck

Die Fernsicht von der Verteidigungsplattform der Schildmauer aus entschädigt für den sehr engen Aufstieg über eine Wendeltreppe. Zur Burg gehörte ein Burggarten in der Höhe der heutigen Landauer Hütte. Gegründet wurde die Neu-Scharfeneck in der ersten Hälfte des 13. Jh. Als Burg der Herren von Scharfeneck-Metz.

Diese waren eineSeitenlinie der älteren Scharfenecker-Linie. Die Burg Alt-Scharfeneck am Eingang des Hainbachtals bei Frankweiler erbaut hatten.

Nach dem Aussterben der Hauptlinie um 1250 erbten die Ritter von Scharfeneck- Metz auch die Burg Alt-Scharfeneck, aber schon im späten Mittelalter war Neu-Scharfeneck der Hauptsitz der Familie und Alt-Scharfeneck zerfiel.

Die erste Burganlage des 13. Jh. war ungleich kleiner als die heutige Ruine. Von der hochstaufferschen Burg haben sich nur sehr geringe Reste erhalten. Die Herren von Scharfeneck waren aus der Reichsministerialität im Umfeld des Trifels erwachsen. Nach dem Ende der Stauferherrschaft und dem Erlöschen der Zentralgewalt konnten sie ihre unabhängige Stellung nicht mehr halten und lehnten sich an den mächtigsten Territorialherren im Pfälzer Raum an.1363 erhielt der Kurfürst das Öffnungsrecht an der Burg, im selben Jahr trugen die Scharfenecker ihre Burg Kurpfalz als Lehen an und erhielten sie von dem Kurfürsten als Mannlehen zurück. Aus ehemaligen Reichsvasallen waren Dienst- und Lehensleute der Kurfürsten von der Pfalz geworden. Im 14.Jh.verschlechterte sich die finanzielle Lage der Scharfenecker zusehends, sie verpfändetet Teile ihrer Burg an die Ritter von Kirrweiler und an das Bistum Speyer. Zudem traten die Scharfenecker häufig in kurpfälzischen Kriegs- oder Verwaltungsdienst ein. 1416 starb mit Friedrich von Scharfeneck-Metz der letzte dieses Geschlechtes die Burg ging an die Kurpfalz.

1469 stiftete der Kurfürst Friedrich I., genannt der Siegreiche, seinem Sohn Ludwig, der in der Kurlinie nicht erbberechtigt war, eine Herrschaft mit der Burg Neu-Scharfeneck als Zentrum. Friedrich lies die Burg großräumig ausbauen. Unter seiner Herrschaft entstanden die Vorburg, die Schildmauer und der große Wohnbau, der das kleine Ritterhaus auf dem Burgfelsen ablöste. Diese erste Wohnanlage wurde abgerissen.
1477 nannte sich Ludwig dann "Herr von Scharfeneck". Obwohl der Geschlechtername "von Scharfeneck" weiterlebte, hatte diese Linie mit der alten Scharfenecker Linie außer dem Namen nichts gemein, es handelte sich um eine Wittelsbacher Seitenlinie. 1488 erhielt Ludwig auch noch Stadt und Burg Löwenstein am Neckar: er nannte sich fortan Graf von Löwenstein, Herr von Scharfeneck. In den Händen der Linie Löwenstein- Scharfeneck verblieb die Burg bis zu ihrer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg. Sie wurde um1632 von den Schweden gesprengt. Die Burg ist seitdem Ruine. 1828 gelangte sie durch die Teilung der Haingeraden an die Gemeinde Flemlingen.

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jh. kümmern sich Vereine um die Burg. Hierzu nennen der "Verschönerungsverein Gleisweiler für die Zeit bis nach dem 1.Weltkrieg, die Scharfenecker in den 20-er und 30-er Jahren und seit 1971 der Scharfeneck-Verein e.V. Vor allem in den letzten Jahrzehnten konnten notwendige Sicherungs- und Sanierungsarbeiten durchgeführt werden.